Liebe SW-Analog-Fotofreund:innen im Juni habe ich einen Workshop zum Thema „Analog-SW-Film-Entwicklung und Hybridnutzung“, also SW-Filme selbst entwickeln und anschließ-end mittels Systemkamera oder Scanner digitalisieren, angeboten und durchgeführt! Um das Ganze realitätsnah umzusetzen, habe ich ein kleines „Pop-Up-Labor“ in meiner Küche für den Workshop aufgebaut. Schwerpunktmäßig ging es um die SW-Rotations-Ent-wicklung. Der Workshop war kostenlos und in zwei Teile aufgegliedert:
Teil 1: Filmentwicklung
Für die Filmentwicklung stand eine JOBO-Silverfast-Base (Rotationsentwicklungsmaschine) und zur Filmtrocknung ein Trockenschrank (MISTRAL 3) sowie die Jobo-SW-Chemie und das restliche Zubehör zur Verfügung. Für die Digitalisierung konnten die Teilnehmer unter verschiedenen Copy-Systemen wie Scanner oder Abfotografieren (auch für 120er Format) wählen.
Teil 2: Digitalisierung der entwickelten Filme
Für die Digitalisierung konnten die Teilnehmer unter verschiedenen Copy-Systemen wie Scanner oder Abfotografieren (auch für 120er Format) wählen.
Die Teilnehmerzahl war auf 3 Personen pro Termin beschränkt, damit die Teilnehmer jeder in Ruhe ihr Filmmaterial ausarbeiten konnte. Da die Negative vor dem Digitalisieren mindestens eine Woche aushärten sollten, wurde der 2. Teil das Digitalisieren individuell einzeln erledigt.
Die Rotationsentwicklung
Negative im Rotationsverfahren zu entwickeln war sowohl für mich, als auch alle Teilnehmer neu! Zwar gab es Erfahrungen mit dem Verfahren, die sich allerdings auf Papierabzüge mit JOBO-Lift usw. beschränkten. Zum Einstieg konnten die Teilnehmer erst einmal „Trockenübungen“ zur Filmeinspulung im Hellen mit einem Übungsfilm trainieren. Denn das Einspulen im Dunkeln muss unbedingt klappen, da es sonst schnell zu Problemen kommen kann, und sich man die Filme zerstören kann. Und tatsächlich, trotz reichlich Trockenübungen hat dann ein Teilnehmer einen 120er Film so abschneiden müssen, das 4 von 12 Aufnahmen verloren waren! Letztendlich hat es aber bei den KB-Filmen ohne Zwischenfall funktioniert.
Links das „Pop-Up-Labor“, rechts die Entwicklungsdaten für den 1. Film aus der App!
Links die notwendigen „Trockenübungen“, rechts der erste „Rotations-Durchgang“.
Nach dem die Filme sicher in den Dosen waren, ein wichtiger Teil der Entwicklung. Das Abmessen und ansetzen des Entwicklers. JOBO liefert den Spezialentwickler in zwei vorgemischten, flüssigen Ansätzen, die direkt vor dem Gebrauch zusammen mit Wasser angesetzt werden. Das Wasser war auf 22° Celsius vortemperiert. Die Entwicklermenge ist abhängig vom Filmtyp und Format bzw. der Dosengröße, kann anhand von Tabellen oder einer App bestimmt werden!
Etwas gewöhnungsbedürftig waren die speziellen Entwicklungsdosen, zumindest was das verschließen der oberen Verschlussdeckel anging. Beim ersten Durchlauf trat prompt Flüssigkeit beim Einlegen in die Rotations-Maschine aus, und der Deckel musste neu angesetzt werden. Natürlich musste diese Zeitverzögerung anschließend in den Entwicklungsvorgang einberechnet werden, was glücklicherweise auch gelang und keine Fehlentwicklung auftrat die das Ergebnis beeinflusste! Im Anschluss haben wir sicherheitshalber die Filme kurz in der Dose vorgewässert. Dadurch konnten wir die Dichtheit schon ohne Entwickler prüfen. Danach sorgt die Maschine für eine gleichmäßige Bewegung rechts und linksrum. Die Rotationszeit muss allerdings händisch gesteuert werden!
Wichtig bei der Rotationsentwicklung ist das präzise Einhalten der vorgegebenen Mischungsverhältnisse, Entwicklungszeit und Temperatur, denn durch die permanente Bewegung ist die Entwicklung auf die Filmfläche bezogen zwar sehr gleichmäßig aber auch intensiv! Schon eine kleine Zeitverlängerung für zu sehr dichten Negativen. Anders ausgedrückt: das Einfüllen, Einlegen in die Maschine und auch das Auskippen der Entwicklerflüssigkeit sollte fix und in der Zeit von statten gehen. Danach muss nur kurz zwischengewässert, und dann Fixiert werden. Das Fixieren ist unkritisch und wir hatten 6 Minuten gewählt. Anschließend gab es eine Schlusswässerung, und ein „kalkfrei-Bad“, bevor die Filme in den Trockenschrank kamen. Getrocknet wurde bei Umgebungstemperatur.
Im 2. Teil des Workshops ging es dann um das „Digitalisieren“!
Links: Scanner, rechts digitalisieren mittels Kamera und Kopiervorsatz.
Grundsätzlich bietet sich für das Digitalisieren von Analogmaterial das Scannen oder Abfotografieren des Analogmaterials an. Dabei ist das hochauflösende Scannen deutlich zeitaufwendiger als das Digitalisieren mit der Kamera! Der Einsatz einer Kamera ermöglicht darüber hinaus die Möglichkeit mit RAWs zu arbeiten, was die Nachbearbeitung, auch in SW, wegen der Korrekturmöglichkeiten deutlich komfortabler macht! Allerdings hat das Scannen von KB-Filmen mit einem Amateurscanner hinsichtlich der Qualität der Ergebnisse grenzen, da die Auflösung für größere Prints meist nicht ausreicht!
Negativ-Scannen mit der Scannersoftware „Silverfast“.
Ergebnis mit Epson-Scanner (Auflösung 4800 dpi), hier stößt der Flachbrettscanner an seine Grenzen bei KB-Negativen!
Die WS-Teilnehmer haben sich dann auch für das „Abfotografieren“ entschieden. Das jeweilige Ergebnis war schon bei einer 24 MP-Kamera deutlich besser wie das Beispiel unten zeigt! Im RAW-Modus ist das Ausarbeiten der Fotos dann noch einmal differenzierter möglich und die Ergebnisse eignen sich Einschränkung auch für größere Prints.
Gleiches Negativ als RAW (Nikon Z6 und 60mm Makro, Kopiervorsatz) in Lightroom ausgearbeitet.
Insgesamt waren die Teilnehmer und ich mit der JOBO „Rotations-Entwicklung“ sehr zufrieden! Das Verfahren garantiert bei genauem Arbeiten sehr gleichmäßige Ergebnisse.