Die Ausstellung zum Workshop Fotobuch

Der Fotobuch-Workshop

Die Idee 1: Bilder wieder erleben, das Diktat des digitalen verlassen!

In der historischen Entwicklung der Fotografie bewirkte die Einführung der digitalen Fotografie einen massiven Einschnitt. Fotos tauchen als (Papier-)Bild im Gegensatz zum gemalten Bild, fast nicht mehr haptisch auf – alles Fotografierte verschwindet plötzlich in digitalen Speichern, und taucht, wenn überhaupt, nur noch im ebenfalls digitalen Web wieder auf! Diese digitalen Bilder sind also für den Betrachter nicht mehr haptisch erfahrbar, und auch nicht mehr im Raum verortbar. Das Erlebnis Fotografie verschwindet im Wust von Nullen und Einsen! Auch das Erlebnis Fotos/Bilder zu zeigen verliert sich im Belanglosen, und dazu meist auch im anonymen digitalen Universum. Ebenso die Diskussion über Bilder, die im Web von Fotografierenden präsentiert und zu deren Bewertung aufgerufen wird. Mich irritieren auch immer wieder bildkritische Gespräche über Bilder, die auf Tablets oder gar auf Smartphones präsentiert werden!

Die Geste des Zeigens – Fotoalben und Schubladenfotos

Das zeigen von Fotos war immer sehr beliebt und gehörte zum Alltag. Die Fotos befanden sich meist in Kartons oder in Schubladen – manchmal auch in akribisch angelegten Fotoalben Im Allgemeinen wurden die Bilder in Schuhkartons (Schubladenfotos) oder Fotoalben ausschließlich dem fotografischen Amateurbereich zugeschrieben und fanden nur wenig Beachtung in der allgemeinen Fototheorie. Die Verbreitung des Smartphones trat dann das Erbe der „Schublade“ an, und die Fotoalben verschwanden fast vollständig – und damit auch das haptische Erlebnis und die Verortung dieser Bilder. Aber erst heute, gut 15 Jahre nach der Einführung dessen was wir heute als Smartphone bezeichnen, beschäftigt sich die allgemeine Fototheorie damit.

Die Geste des Zeigens aber blieb, und fand mit dem Smartphone ein „Zeigemedium“ mit völlig neuen Dimensionen. Leider wurden fortan unsere Bilder leider auch ins digitale Nirwana weggesperrt. Das Erlebnis der „haptischen“ Erfahrbarkeit verschwand nun fast völlig, und auch das Bedürfnis des Zeigens von Fotos transferierte sich in die elektronischen Medien. Das erstaunliche daran ist aber die Tatsache, dass im s.g. Amateurbereich immer noch sehr teures Foto-Equipment gekauft wird um zu fotografieren, aber die Ergebnisse weitestgehend digital bleiben. Das ist deshalb erstaunlich, weil man  das (fürs Netz) auch mit einem Smartphone machen könnte!

Foto-Stammtisch

Ein weiteres Phänomen habe ich bei meinen zahlreichen Besuchen bei Fotoclubs und Foto-Stammtischen erlebt. Die meist fotografisch sehr aktiven Teilnehmer*innen reagierten auf meine Frage ob sie mit ihren Fotos an einer Fotoausstellung teilnehmen würden meist irritiert und lehnten ab! Das zeigte mir, das in diesem Bereich die Geste des Zeigens, früher das Ziel eines jeden Fotokurses und Aktivität in Fotoclubs, sich augenscheinlich unter dem Einfluss des Smartphons, stark verändert hat. Letztendlich veranlassten mich diese Erfahrungen dazu eine „Pop-Up-Fotogalerie“ – das Projekt image-trackers zu etablieren und schon 2029 drei Fotoausstellungen zu organisieren.

Die Idee 2: Bilder kuratieren als Alternative!

Natürlich ist mir bewusst, dass die Möglichkeiten Fotoausstellungen zu präsentieren heutzutage noch schwieriger ist als noch zu Analogzeiten, daher kann ein genauso vorbereitetes Fotobuch ein Alternative sein. Eine gute Ausstellung ist nur dann zu realisieren, wenn sie gut kuratiert ist. Kuratieren heißt aber auch auswählen!

Bilderauswahl

Bilder bewerten, das Diktat der Kriterien!

Da wir in dieser Gesellschaft alle eine Tätigkeit ausüben müssen um unsere Brötchen zu verdienen, erlenen wir, je nach Komplexität der angestrebten Tätigkeit, über einen definierten Zeitraum einen Beruf. Einen Teil des Lernens macht das Einüben der entsprechenden Fachtermini aus. Für alle Hard-Skills (z.B. im Handwerk) funktioniert das meist mehr oder weniger problemlos. Betrachtet man die Tätigkeiten die durch Soft-Skills geprägt sind, die also individuell bewerten, kommt man ohne vereinbarte Codes nicht aus! Allerdings empfiehlt es sich auch diese, meist in Schriftform existierenden Regeln, nicht als absolut zu betrachten und anzuwenden. Wie jedes Foto das wir machen einer „Tagesform“ unterliegt, gilt das auch für jedes Bild das wir betrachten!

Bilder bewerten!

Wie schon erläutert bedarf es eines vereinbarten „Codes“ um über Bilder zu diskutieren, und diese gegebenenfalls bewerten zu können. Selbst wenn dieser Code schriftlich vorliegt ist das Handling damit nicht problemfrei! Ein Beispiel: In einer Jury stellt der Faktor Beratungszeit per se schon ein Problem dar! Wenn wir wissen das unser Gehirn in 0,8 Sek. entscheidet ob ein Bild gefällt oder nicht, warum muss eine Diskussion zu einem Bild dann mehrere Minuten dauern – das Bild wird dadurch nicht besser oder schlechter. Mit der einfachen Feststellung „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“, ist eigentlich alles gesagt!

Bilder Kuratieren

Die Erfahrung zeigt, dass das Präsentieren von Bildern, vor allem außerhalb der Schubladen- und Gebrauchsfotografie, sehr komplex ist. Es gilt daher:

  • Die Schubladenfotografie unterliegt keinerlei Präsentationszwängen!
  • Die Gebrauchsfotografie findet in ihrem kommerziellen Umfeld zahlreiche Unterstützer, die sowohl bei der Auswahl als auch bei der Präsentation der Bilder regelnd eingreifen und helfen! Da gibt es (Bild) Redakteure, Art-Direktoren, das Marketing, und schließlich den Kunden. Für Museen Galerien und Ausstellungen gibt es genauso Berater und Kuratoren, wie für Künstler Musen und Manager.
  • Alles das hat der allgemein als „Fotoamateur“ bezeichnete Kunstfotograf normalerweise nicht!

Bilder Kuratieren als Alternative!

Gerade im „Bilder kuratieren“ sehe ich für Fotogemeinschaften und Fotoclubs eine sinnvolle Alternative zu den regelmäßigen, ewiggleichen und meist unzulänglichen, internen „Fotowettbewerben“! statt sich auch noch in der Freizeit bei den Clubabenden, dem in unserer Gesellschaft vorherrschenden Wettbewerbsprinzip zu unterwerfen, halte ich es für sinnvoller gemeinsam das „Kuratieren“ zu trainieren, und das Ergebnis dazu als gruppendynamisches Erlebnis zu zelebrieren!

Die Bandbreite der Teilnehmer*innen reichte beim ersten Workshop vom klassischen Anfänger bis zum studierten Künstler; die in der Ausstellung zu sehende Ergebnisse können natürlich nur ansatzweise den Transformationsprozess vom Einzelbild zur Fotostrecke der Einzelnen Teilnehmer*innen zeigen, machen aber Mut weitere Workshops anzubieten!

Die Bücher

Die Ausstellung

Der Aufbau

Die Location

Die Vernissage

Die Ausstellung zum WS-Fotobuch wurde am Donnerstag (08.02.) mit einer Vernissage erfolgreich eröffnet, es waren ca. 70-80 Besucher über den Abend da. Bei den Besuchern war das Interesse an den angebotenen Themen gleich verteilt, was scheinbar an den Themen selbst lag, darüber hinaus ist es gelungen einen Wettbewerbscharakter zu vermeiden. Das Resümee zum Projekt fällt für mich und allen Beteiligten durchweg positiv aus. Natürlich werden und sollen die gemachten Erfahrungen während des Workshops selbst, und dem organisatorischen Vor- und Ablauf in das nächste Projekt einfließen! Im Wesentlichen betrifft das den Vorlauf bis zum Start, und die erste Phase des Workshops.

Ausdrücklich bedanken möchte ich mich bei Fa. Fotobook, die unser Projekt „Workshop zum Thema Fotobuch“ tatkräftig und engagiert unterstützt hat!

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